Vor kurzem haben wir ein eher trauriges Jubiläum gefeiert. Seit über einem Jahr kämpft die ganze Welt aktiv gegen das Coronavirus an. Wir haben mit Sven Jäschke gesprochen, wie sich der Markt für Handhygieneartikel seitdem entwickelt hat. Im Interview blickt der Country Manager Nordic, Central & Eastern Europe bei GOJO Industries, dem Hersteller der Marke PURELL, aber nicht nur zurück: Er liefert auch spannende Einblicke in die Zukunft.
Sven, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst. Ein Jahr Pandemie! Wie ist das vergangene Jahr für Dich gelaufen?
Oh, das kann ich binnen zwei, drei Sekunden zusammenfassen. Das vergangene Jahr war einfach nur wild, herausfordernd und hat alles bisher Dagewesene in den Schatten gestellt.
Was passierte als Erstes, als die Pandemie vor einem Jahr an Fahrt aufnahm?
Das lässt sich nicht mehr genau sagen. Wir haben nämlich ziemlich schnell mehrere Dinge gleichzeitig in Angriff genommen. Als unsere Dependancen auf der ganzen Welt sahen, wie immens die Nachfrage nach Handdesinfektionsmitteln plötzlich stieg, steigerte unser Mutterkonzern Gojo Industries zum Beispiel die Produktion an Handdesinfektionsmitteln ziemlich schnell. Zeitweise wurde sogar rund um die Uhr produziert.
Das brachte aber gewisse Herausforderungen mit sich, oder?
Und ob. Die Produktionssteigerung bedeutet für uns vor allem, dass wir viel mehr Komponenten beschaffen mussten, um unser handdesinfizierendes Gel überhaupt abfüllen zu können. Vor allem Flaschen oder Pumpen wurden knapp. Also gingen wir los und beschafften diese für uns so wichtigen Komponenten sehr kreativ in der ganzen Welt. Dabei achteten wir nicht darauf, welche Form sie hatten und ob sie unserer Corporate Identity entsprachen. Hauptsache, wir konnten die steigende Nachfrage bedienen und den Menschen auf der ganzen Welt mehr Sicherheit verschaffen.
Wenden wir uns jetzt aber mal der Zukunft zu. Glaubst Du, dass die Nachfrage nach Handdesinfektionsmitteln bestehen bleiben wird, wenn wir die Pandemie überwunden haben?
Wir gehen fest davon aus, dass es in der neuen Normalität um zwei Dinge gehen wird. Erstens muss Hygiene noch sichtbarer werden. Um das Sicherheitsgefühl der Menschen in allen Bereichen wieder aufzubauen, wird sich künftig alles um sichtbare Hygiene durch gut positionierte Handdesinfektionsspender drehen. Zweitens wird es dabei um Marken gehen, denen die Menschen vertrauen können. Ich glaube, dass die Kombination aus sichtbarer Hygiene und der herausragenden Qualität des verwendeten Produkts die Nachfrage nach Handdesinfektionsmitteln weiter oben halten wird. Nicht unbedingt auf dem Niveau des letzten Jahres, aber sie wird exponentiell höher sein, als noch im Jahr 2019.
Qualität ist ein wichtiger Punkt: Als Handdesinfektionsmittel knapp wurden, sind auch Beauty Konzerne oder Destillerien sehr schnell in das Geschäft mit eingestiegen. Tobt da draußen jetzt ein ganz neuer Konkurrenzkampf?
Ja, das stimmt, Destillerien, Chemiekonzerne und viele andere "Wettbewerber" haben versucht, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Die meisten von ihnen haben dem Geschäftszweig aber schon wieder den Rücken zugewandt. Es fehlte ihnen einfach die Erfahrung. Viele Produkte schnitten in Tests nicht gut ab. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat allein in Amerika 240 der neuen Desinfektionsmittel verboten, weil sie unwirksam waren. Ein ähnliches Szenario zeigte sich auch in verschiedenen europäischen Ländern. Also, nein: Da draußen tobt kein neuer Konkurrenzkampf. Und selbst wenn, hätten wir keine Sorge. In unseren Produkten stecken über 35 Jahre Erfahrung und wissenschaftliche Forschung. Dieses Know-how kann uns keiner nehmen.